Jul 22, 2021
Sebastian Kalberg , Mitgründer und Geschäftsführer der DV Digital Vereinfacht GmbH ist diesmal bei mir im Interview zu Gast. Sebastian war ursprünglich in der Baubranche angesiedelt und traf dort seinen persönlichen Feind: Unnötige Zettelflut. Die Angewohnheit, mit Klemmbrett und Stift seine Arbeit zu verrichten, wird in der Baubranche bis heute praktiziert. Für Sebastian unpraktisch und unverständlich, was ihn schließlich dazu brachte, es besser machen zu wollen: Heute führt er gemeinsam mit einem Freund aus Kindertagen eine Firma, die Anwendungen zur Digitalisierung von Unternehmen entwickelt.
Ein weiterer Auslöser für Sebastians Selbstständigkeit war ein wahrer Klassiker: Der Wunsch, ortsunabhängig und für sich selbst zu arbeiten. Diese Arbeitsweise lernte er tatsächlich im näheren Umfeld kennen. Sein Vater wanderte auf die Kanaren aus und arbeitet von dort, wann er möchte. Diese scheinbar simple Art, aus dem langweiligen Hamsterrad auszubrechen, faszinierte Sebastian so sehr, dass er sich dies zu Vorbild machte.
Das Unternehmen gibt es zwar erst seit März, dennoch sind Sebastian und sein Geschäftspartner voll motiviert: „Wir haben nach der Firmengründung relativ schnell in ein paar Nachtschichten die Webseite ans Laufen gebracht. Aktuell sind wir am connecten, am akquirieren, zeigen den Leuten, was wir machen (…) Wir haben ja jetzt erst Juli und sind immer noch in der Findungsphase. Ich bin jetzt schon wieder dabei, die Webseite umzubauen, weil wir die Nische viel mehr treffen wollen.“
Tatsächlich
war der erste Kunde der beiden ein Ex-Chef von Sebastian. Noch
während seiner Arbeit dort konnte er seinen damaligen Chef so sehr
von seiner Idee begeistern, dass erste Baustellenprotokolle schon
digitalisiert wurden, als Sebastian selbst noch dort angestellt
war. Dass sein Chef derart cool reagiert und dann auch noch sein
erster Kunde wird, hätte er niemals gedacht.
Eine richtige Positionierung kam allerdings erst im zweiten
Schritt. Zuvor boten die beiden Jungunternehmer auch noch
Webseitenoptimierung hinsichtlich Online-Marketing an, schnell
wurde jedoch klar, dass zu den Ingenieuren das Gesamtpaket
Baubranchen-Effizienzsteigerung und Digitalisierung besser
passt.
Die Kunden sind facettenreich, die Erfahrungswerte mit digitalen Arbeitsweisen unterschiedlich: „Manche sind schon ein bisschen digital geworden, andere machen’s noch mit komplett mit Klemmbrett, wollen aber eben was verändern. Wenn man denen dann zeigt, wie schnell das gehen kann, sagen sie, hier druckt man alles aus. Menschen drucken ein Excelsheet oder ein Word-Dokument aus und fahren damit zur Baustelle und kreuzen alles an.“ Die Erfahrung, alles „mal eben“ auf der Baustelle zu erledigen, würde viele überraschen. Auch das Beispiel der digitalen Meetings während Corona stößt immer mehr auf Begeisterung und große Augen.
„Boah, deine Werbung nervt mich!“ – ist das immer so?
Sebastian
sagt von sich selber, dass er stellenweise noch mit seinem Mindset
zu kämpfen hat. Dass Werbung überzeugend gestaltet sein muss, steht
dabei außer Frage, doch oft erwischt er sich dabei, dass er zu sehr
aus Privatsicht denkt: Wenn man als privater Nutzer durch Social
Media scrollt, ständig Werbung sieht und davon genervt ist, ist das
völlig normal. Auch auf LinkedIn wird man unter den 100 Menschen,
die man erreicht hat, zwei drei finden, die die Anzeige nervt.
Dafür erreicht man dort allerdings auch vielleicht 50 Leute, die
sich angesprochen fühlen und von denen wieder zehn für ein Gespräch
zu haben sind. Gerade im Technologiebereich funktioniert LinkedIn
erstaunlich gut.
Sehr wichtig ist immer, die Menschen an ihren Painpoints abzuholen.
Man muss ihnen klar machen, wie umständlich und eventuell auch
kostspielig der dauerhafte „Extraweg“ über Ausdrucken, Abtippen und
Zeitverlieren eigentlich ist. Sobald sie sehen, welche simplen (und
stilvollen) Lösungen es für all das gibt, ist die Überzeugung
meistens nur noch Formsache. Viele wissen einfach nicht, was
möglich ist, das haben auch Sebastian und sein Kollege schnell
gemerkt. Viele Kunden sind der Ansicht, dass eine Umstellung zu
umständlich wäre oder zu lange dauern würde, weil etwa irgendwelche
tagelangen Workshops vorausgehen würden. Da sieht Sebastian seinen
deutlichen Vorteil in seiner Branchenerfahrung:
„Ich glaube, das ist einer unserer Vorteile, dass wir eben zum einen von der Baustelle kommen. Wir kennen die technischen Probleme und zum anderen stellen wir die Lösung sehr schnell auf die Beine.“
Auf meine
Frage, was Sebastian persönlich wichtig im Leben ist, hatte er eine
schnelle Antwort: Freiheit. Freiheit und Harmonie. Eine richtige
Work-Life-Balance hingegen hält er für unnötig. Für ihn zählt der
Spaß am Job, dann könnte man ruhig auch hier und da ein paar
Stunden mehr investieren, ohne dass es einen belastet: „Es gibt
Leute, die von 8 bis 15 Uhr arbeiten und trotzdem das Kotzen
kriegen. Und die kriegen dann auch Burnout. Andere machen 14
Stunden am Tag, was auch nicht gesund ist, aber die kommen trotzdem
klar, weil sie dafür brennen.“ Die Währung ist für ihn nicht die
Zeit, sondern die Energie und wenn diese es zulässt, kann man ruhig
ab und an Überstunden machen. Dennoch ist für ihn super wichtig,
Familie und Freunde nicht außer Acht zu lassen.
Als Tipp zum Abschluss hat Sebastian folgendes für dich: „Würde ich
heute nochmal gründen, würde ich nicht mehr so viel Zeit für die
Homepage und Social Media aufwenden. Ich habe anfangs drei Tage
verloren, weil ich mir Gedanken gemacht habe, wie der
Instagram-Feed aussehen soll. Wichtiger ist es, zu netzwerken und
sich klar zu werden, was der Wunschkunde braucht. Wenn du bereits
in einer Firma bist, ist es immer wichtig, zu hinterfragen. Viele
finden sich total digitalisiert, weil sie Excel benutzen. Mach dir
öfter mal Gedanken und hinterfrage ‚warum geht der Kollege jetzt
zum Drucker‘ oder ‚warum schreiben wir das jetzt handschriftlich
auf‘“.
Kontaktieren kannst du Sebastian über die Homepage www.digital-vereinfacht.de und über die dortige Telefonnummer. Wir wünschen dir ganz viel Erfolg mit deinem Business!